© Jacqueline Günther

Caspar David Friedrich

in der Sächsischen Schweiz

Der Wanderer über dem Nebelmeer

Der Wanderer über dem Nebelmeer (Caspar David Friedrich)© Wikipedia (Hamburger Kunsthalle)

Es ist das wohl bekannteste Gemälde der Deutschen Romantik: Der „Wanderer über dem Nebelmeer“, geschaffen wurde es um 1818 von Caspar David Friedrich (1774-1840). Das Werk zeigt einen gut situierten Wanderer mit Gehrock und Gehstock auf einem Felsen stehend in Betrachtung einer Landschaft aus teilweise bizarr geformten Bergkuppen, die aus wallendem Morgennebel ragen. Märchenhaft, geheimnisvoll und lebendig: So zeigt sich die Landschaft dem Betrachter. Berühmt ist das Bild nicht nur wegen seiner ästhetischen Qualitäten, sondern weil es eine Allegorie für den Geist der Romantik ist, manche sehen darin sogar eine „Ikone des deutschen Bewusstseins“.

Die Landschaft, die das Bild zeigt, ist die Sächsische Schweiz. Für Friedrich, der die größte Zeit seines Lebens in Dresden verbrachte, war die nahe Felsenwelt Sehnsuchtsort, Inspiration und Zuflucht in einer aus den Fugen geratenen Welt. Der 250. Geburtstag des Künstlers im Jahr 2024 ist ein guter Anlass, seinen Pfaden durch die Region zu folgen und seine Lieblingsorte aufzuspüren.

Der Künstler Caspar David Friedrich & die Zeit

Caspar David Friedrich in seinem Atelier, 1811© Wikipedia (Georg Friedrich Kersting, Hamburger Kunsthalle)

Geboren wird Caspar David Friedrich im Jahr 1774 in Greifswald – als sechstes von zehn Kindern einer Handwerkerfamilie. Nach einem Studium an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen zieht Friedrich im Alter von 22 Jahren nach Dresden, das zu dieser Zeit mit seiner bedeutenden Akademie ein europäisches Kunstmekka ist.

Es sind bewegte Tage – politisch, sozial, religiös, kulturell. Die Industrialisierung ändert die Lebensumstände der Menschen rasant, die Aufklärung das Weltbild. Napoleon trägt mit seinen Truppen das Grauen der Französischen Revolution weit in den europäischen Raum hinein. Als Reaktion auf den neuen Rationalismus der Zeit entsteht eine neue künstlerische Strömung: die Romantik. Hinwendung zur Natur, Suche nach dem Metaphysischen, Introspektion, Untersuchung ästhetischer Prinzipien: Das sind einige der Kennzeichen der neuen Kunst. Dresden wird dafür ein bedeutendes Zentrum und Caspar David Friedrich einer der wichtigsten Vertreter.

Caspar David Friedrich & die Sächsische Schweiz

Caspar David Friedrich Bild: Felsen an einem Waldweg© Caspar David Friedrich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett Dresden
Caspar David Friedrich Bild: Felsenkluft© Caspar David Friedrich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett Dresden

Die wildromantische Felsenwelt der Sächsischen Schweiz lernt der Künstler vermutlich schon kurz nach seiner Ankunft durch andere an der Akademie wirkende Maler, wie den Schweizer Adrian Zingg, kennen. Die Entdeckung für den Fremdenverkehr steht damals noch bevor. Erst 1804 erscheint der erste Reiseführer zur Region: Wilhelm Leberecht Götzingers „Schandau und seine Umgebungen oder Beschreibung der sogenannten Sächsischen Schweiz“.

Mehrfach kommt Friedrich, damals bereits freischaffender Künstler, zum Wandern und Zeichnen in die Region. Belegt sind Besuche im Sommer 1800, 1808 und 1812. Von Frühjahr bis Sommer 1813 lebt der Maler mit dem markanten Backenbart sogar einige Monate am Stück hier. Im beschaulichen Örtchen Krippen an der Elbe, im Haus seiner Freundes Friedrich Gotthelf Kummer sucht er Zuflucht vor dem Kriegsgeschehen und dem ihm verhassten Napolen. Sachsen ist Hauptschauplatz der Befreiungskriege. Preußen, Russen und Franzosen ziehen abwechselnd durch Dresden. Die schicksalhafte Völkerschlacht bei Leipzig steht unmittelbar bevor. Im Kriegsjahr friedvolle Landschaftsimpressionen schaffen: Das fällt dem sensiblen und zur Melancholie neigenden Künstler, der sich auch als Patriot versteht und leidenschaftlichen Anteil am politischen Geschehen nimmt, schwer. „Ich habe schon länger als 14 Tage Dresden verlassen und lebe hier in einer sehr angenehmen Gegend. Der hiesige Aufenthalt könnte für mich sehr nützlich sein, wenn nicht die Ereignisse der Zeit mein Gemüth so ganz verstimmt hätten und mich unfähig machten etwas zu beginnen“, schreibt er am 31. März in einem Brief an einen Freund.

Erst am 1. Juni gelingt der Wiedereinstieg: „Nach langer Zeit das erste gezeichnet“ notiert er zu einer Skizze einer Baumgruppe. Weitere Zeichnungen folgen, so entsteht das „Krippener Skizzenbuch“. 22 der damals entstanden Werke sind erhalten. Es sind filigrane und erstaunlich detailreiche Darstellungen von Felsen, Bäumen und Panoramen. Später schöpft er aus diesem Fundus für seine Gemälde. Am 3. Juni 1813 bringt er am Fuß des Tafelberges Kaiserkrone, etwa eineinhalb Wanderstunden von Krippen entfernt, die Zeichnung „Felsige Kuppe“ zu Papier. Es ist genau der Felsen, auf den er einige Jahre später im Atelier seinen „Wanderer über dem Nebelmeer“ stellt. Auch weitere Berge und Felsen aus früheren Skizzen vom Mai 1808 finden sich auf dem Bild: der Gamrig bei Rathen oder der Rosenberg in der böhmischen Schweiz. In der Natur finden sich diese Berge nicht in einem Panorama vereint. Friedrich geht es nicht um die Wiedergabe einer tatsächlichen Landschaft, eines konkreten Moments, sondern um einen bestimmten Eindruck, ein inneres Empfinden. Religion, Metaphysik, Naturmystik, Psychologie: All das schwingt in Friedrichs Werken mit.

Caspar David Friedrich: Ausblick ins Elbtal© Caspar David Friedrich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister

Die Naturempfindung als Quelle der Erkenntnis: Das ist für den Maler zeitlebens ein bestimmendes Thema. Immer wieder sucht er die Einsamkeit und die Stille, um Natur und Landschaft nicht nur zu sehen, sondern sich in sie zu versenken, sie zu spüren. „Ich muss mich dem hingeben, was mich umgibt, mich vereinigen mit meinen Wolken und den Felsen, um das zu sein, was ich bin“, schreibt er. Dem russischen Dichter W. A. Shukowsky berichtete er 1821, er habe einmal eine ganze Woche im Uttewalder Grund „zwischen Felsen und Tannen“ gewohnt und dabei keine Menschenseele getroffen. 1825 verarbeitet er das intensive Erlebnis zu seinem düsteren Ölgemälde „Uttewalder Grund“.

Bedrohlich, geheimnisvoll und gleichermaßen furchterregend wie anziehend: So hat Friedrich die Sächsische Schweiz in seinen Gemälden oft dargestellt. Er hatte hier das Ideal einer romantischen Landschaft gefunden, welche die Kombination gegensätzlicher Empfindungen zu einer „malerischen“ machen. Ein Beispiel ist auch das 1823 vollendete Werk „Felsenlandschaft im Elbsandsteingebirge“, das im Hintergrund die Felsengruppe „Neurathener Felsentor“ im Basteigebiet und im Vordergrund einen umgestürzten Baum über einer engen Schlucht zeigt.

Friedrich blieb sich bis zum Ende treu. Eine Anpassung an neuen Kunsttrends lehnte er ab. Von Kritik und Publikum wurden seine Bilder dadurch jedoch immer weniger beachtet. Krankheit und finanzielle Not prägten die letzten Jahre seines Lebens. Am 7. Mai 1840 starb der Künstler mit 65 Jahren in Dresden. Beigesetzt wurde er auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden, dessen imposanten Eingang er fünfzehn Jahre zuvor gemalt hatte. Hier ist sein Grab bis heute erhalten.

Caspar David Friedrich erleben in der Sächsischen Schweiz

Caspar David Friedrich in der Sächsischen Schweiz© Philipp Zieger

Schon zu Caspar David Friedrichs Zeiten kannten die Dresdner Künstler die spektakulärsten Aussichtspunkte, die eindrucksvollsten Motive und die Wege dahin. Auch Friedrich hatte diese Pfade genutzt. Der heutige Malerweg Elbsandsteingebirge folgt vielen dieser historischen Wege. Der Uttewalder Grund, das Neurathener Felsentor und viele weitere von Caspar David Friedrichs Motiven können Wanderer entlang der insgesamt 116 Kilometer Fernwanderroute entdecken.  

An Friedrichs „Flucht nach Krippen“ im Jahr 1813 erinnert der Caspar-David-Friedrich-Weg. Der insgesamt etwa 15 Kilometer lange Wanderweg führt von Krippen entlang der Elbe hinauf nach Schöna mit der Kaiserkrone und anschließend über den Wolfsberg und durch Reinhardtsdorf wieder zurück zum Ausgangspunkt. Anhand der Zeichnungen im „Krippener Skizzenbuch“ lässt sich nachvollziehen, dass auch der Künstler auf dieser Strecke unterwegs gewesen sein muss. Informationstafeln entlang des Weges zeigen die jeweils an den entsprechenden Orten entstandenen Impressionen.

Die 5 schönsten Orte auf den Spuren von Caspar David Friedrich

Uttewalder Felsentor

Darstellungen des Uttewalder Felsentors markierten Ende des 18. Jahrhunderts einen Umschwung bei der Betrachtung der Landschaft: Entsetzen über die Urgewalt und Bedrohlichkeit der Natur wandelte sich in Entzücken über die malerische Romantik des Werdens und Vergehens. Caspar David Friedrich suchte in der Gegend mehrere Tage lang die Einsamkeit und skizzierte die Landschaft. Dem russischen Dichter W. A. Shukowsky berichtete er 1821, er habe einmal eine ganze Woche im Uttewalder Grund „zwischen Felsen und Tannen“ gewohnt und dabei keine Menschenseele getroffen. 1825 verarbeitet er das intensive Erlebnis zu seinem düsteren Ölgemälde „Uttewalder Grund“.

Malerweg 1. Etappe

Basteigebiet

Mit seiner besonders beeindruckenden Landschaft bot das Basteigebiet von jeher eine Fülle von Bildmotiven für Künstler. Auch Caspar David Friedrich verewigte es in einigen seiner Werke. Das Ölbild »Felsenlandschaft« aus dem Jahre 1823 stellt bspw. die imposante Felsgruppe des Neurathener Felsentors dar.

Große Bastei-Runde

Burg Stolpen

Die alte Veste Stolpen erweckte mit ihrer weithin sichtbaren Silhouette auch das Interesse der Romantiker. Caspar David Friedrich weilte am 27. August 1820 in Stolpen und zeichnete den freistehend-aufragenden Coselturm im Hochformat. "Die Türme zu lang." vermerkt Friedrich an diesem Tag auf seiner Skizze vom Coselturm. Neben dem Turm eine klaffende Wunde. Hier zeichnete er den Teil der Anlage, der nur wenige Jahre zuvor durch Napoleon und seine Truppen zerstört wurde. Deutlich sieht man die Lücke in der Mauer und das Geröll, das da heraus gesprengt wurde.  Friedrich machte es sich damals zur Aufgabe, die Spuren der napoleonischen Zerstörungen zu dokumentieren und zeichnete diese, wo er nur konnte.

Romantisches Stolpen

Kaiserkrone

Caspar David Friedrich arbeitete um 1818 am berühmten "Wanderer über dem Nebelmeer". Für die Rückenfigur benötigt er einen markanten Felsen, auf dem der Wanderer postiert werden soll. Er verwendete dafür als Vorbild einen Felsen am Aufstieg zur Kaiserkrone. Auf einer seiner Krippener Wanderungen im Jahr 1813 muss er diesen Felsen entdeckt haben. "So hoch über die höchste Spitze des Steins ist der Horizont", hat er am Rand der Zeichnung "Felsige Kuppe" vermerkt. Fünf Jahre später diente diese Skizze als Vorlage für sein berühmtes Gemälde. Auch wenn sich der Felsen bereits am Fuße der Kaiserkrone befindet, lohnt sich ein Aufstieg auf die Kaiserkrone. Der Ausblick ist phänomenal!

Caspar-David-Friedrich-Weg

Hohnstein

Schon durch ihre Lage bietet die Burg Hohnstein einen malerischen Anblick. Die unmittelbare Umgebung der Felsen und tief eingeschnittene Täler zogen die Maler im 18. und 19. Jahrhundert geradezu an. So auch Caspar David Friedrich!  Anfang Juli 1800 hielt sich Friedrich am Hohnstein auf, wo er am 8. Juli die Toreinfahrt der Burg Hohnstein skizzierte und am darauf folgenden Tag das sogenannte „Schinderloch“, eine bis heute existierende Öffnung des Bärengartens in Hohnstein. Friedrich war von dessen Ruinen beeindruckt und hielt die Anlage in einer Bleistiftskizze fest.

Malerweg 2. Etappe

Caspar David Friedrich & die Böhmische Schweiz

CASPAR DAVID FRIEDRICH & DIE BÖHMISCHE SCHWEIZ© Iven Eißner

Im Mai 1808 brach Caspar David Friedrich zu einer Wanderung in der Böhmischen Schweiz auf. Sein Ziel war das Gebiet des Prebischtores, um so den Rosen- und Kaltenberg aus der Nähe zu sehen. Drei Tage war er unterwegs und zeichnete vier Skizzen auf ein Blatt. Friedrich hatte den Winterberg erstiegen, die böhmische Grenze überschritten und wanderte weiter in Richtung Prebischtor. Das war die damals übliche Route des Fremdenweges.

Wanderungen und Orte der Inspiration auf den Spuren von Caspar David Friedrich

14,92 km

Caspar-David-Friedrich-Weg

Bad Schandau

© CC-BY-SA | Sebastian Rose/ Tourismusverband Sächsische Schweiz, Tourismusverband Sächsische Schweiz
3,42 km

Hinauf auf den Kuhstall

Sebnitz

© T. Mix, Unbekannt, Anne Seltmann / STAATSBETRIEB SACHSENFORST Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz
8,71 km

Über den Fremdenweg vom Kuhstall bis zum Großen Winterberg

Sebnitz

© Yvonne Brückner, Tourismusverband Sächsische Schweiz
13,20 km

Polenztalweg

Hohnstein

© Sebastian Thiel, Tourismusverband Sächsische Schweiz
4,48 km

Canalettoweg

Pirna

© Philipp Zieger, Tourismusverband Sächsische Schweiz

Amselgrund

Kurort Rathen

© CC-BY-SA | Philipp Zieger

Amselfall

Hohnstein

© CC-BY-SA | A. Meurer

Caspar David Friedrich erleben in Dresden

CASPAR DAVID FRIEDRICH IN DRESDEN© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister

Einen Großteil seines Lebens verbrachte Caspar David Friedrich in Dresden. Folgen sie hier seinen Spuren in Dresden und erfahren Sie mehr über die Veranstaltungen im Jubiläumsjahr in den Landeshauptstadt.

Wanderempfehlungen "Auf den Spuren von Caspar David Friedrich in Dresden Elbland"

Zum 250. Geburtstag widmen ihm die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eine große Ausstellung im Albertinum und im Kupferstich-Kabinett.

Sonderausstellung "Caspar David Friedrich. Wo alles begann"

24.08.-17.11.24 Kupferstich-Kabinett

24.08.-24-05.01.25 Albertinum

Sie benutzen offenbar den Internet Explorer von Microsoft als Webbrowser, um sich unsere Internetseite anzusehen.

Aus Gründen der Funktionalität und Sicherheit empfehlen wir dringend, einen aktuellen Webbrowser wie Firefox, Chrome, Safari, Opera oder Edge zu nutzen. Der Internet Explorer zeigt nicht alle Inhalte unserer Internetseite korrekt an und bietet nicht alle ihre Funktionen.