Die wildromantische Felsenwelt der Sächsischen Schweiz lernt der Künstler vermutlich schon kurz nach seiner Ankunft durch andere an der Akademie wirkende Maler, wie den Schweizer Adrian Zingg, kennen. Die Entdeckung für den Fremdenverkehr steht damals noch bevor. Erst 1804 erscheint der erste Reiseführer zur Region: Wilhelm Leberecht Götzingers „Schandau und seine Umgebungen oder Beschreibung der sogenannten Sächsischen Schweiz“.
Mehrfach kommt Friedrich, damals bereits freischaffender Künstler, zum Wandern und Zeichnen in die Region. Belegt sind Besuche im Sommer 1800, 1808 und 1812. Von Frühjahr bis Sommer 1813 lebt der Maler mit dem markanten Backenbart sogar einige Monate am Stück hier. Im beschaulichen Örtchen Krippen an der Elbe, im Haus seiner Freundes Friedrich Gotthelf Kummer sucht er Zuflucht vor dem Kriegsgeschehen und dem ihm verhassten Napolen. Sachsen ist Hauptschauplatz der Befreiungskriege. Preußen, Russen und Franzosen ziehen abwechselnd durch Dresden. Die schicksalhafte Völkerschlacht bei Leipzig steht unmittelbar bevor. Im Kriegsjahr friedvolle Landschaftsimpressionen schaffen: Das fällt dem sensiblen und zur Melancholie neigenden Künstler, der sich auch als Patriot versteht und leidenschaftlichen Anteil am politischen Geschehen nimmt, schwer. „Ich habe schon länger als 14 Tage Dresden verlassen und lebe hier in einer sehr angenehmen Gegend. Der hiesige Aufenthalt könnte für mich sehr nützlich sein, wenn nicht die Ereignisse der Zeit mein Gemüth so ganz verstimmt hätten und mich unfähig machten etwas zu beginnen“, schreibt er am 31. März in einem Brief an einen Freund.
Erst am 1. Juni gelingt der Wiedereinstieg: „Nach langer Zeit das erste gezeichnet“ notiert er zu einer Skizze einer Baumgruppe. Weitere Zeichnungen folgen, so entsteht das „Krippener Skizzenbuch“. 22 der damals entstanden Werke sind erhalten. Es sind filigrane und erstaunlich detailreiche Darstellungen von Felsen, Bäumen und Panoramen. Später schöpft er aus diesem Fundus für seine Gemälde. Am 3. Juni 1813 bringt er am Fuß des Tafelberges Kaiserkrone, etwa eineinhalb Wanderstunden von Krippen entfernt, die Zeichnung „Felsige Kuppe“ zu Papier. Es ist genau der Felsen, auf den er einige Jahre später im Atelier seinen „Wanderer über dem Nebelmeer“ stellt. Auch weitere Berge und Felsen aus früheren Skizzen vom Mai 1808 finden sich auf dem Bild: der Gamrig bei Rathen oder der Rosenberg in der böhmischen Schweiz. In der Natur finden sich diese Berge nicht in einem Panorama vereint. Friedrich geht es nicht um die Wiedergabe einer tatsächlichen Landschaft, eines konkreten Moments, sondern um einen bestimmten Eindruck, ein inneres Empfinden. Religion, Metaphysik, Naturmystik, Psychologie: All das schwingt in Friedrichs Werken mit.